Dushan-Wegner

15.11.2018

Wofür steht Merz – außer dass er die AfD doof findet?

von Dushan Wegner, Lesezeit 6 Minuten, Collage mit Foto von Jeremy Perkins
Könnten Sie sagen, wofür Merz heute steht außer »AfD ist doof« (und, ansonsten im Prinzip moderat weiter so)? Warum sollte man jemanden wählen, der sich vor allem aus einem Negativum definiert?
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Das muss man erstmal schaffen, den Verzweiflungsruf mancher Eltern in den Köpfen eben dieser mit der eigenen Marke zu verbinden! Welche Mutter und welcher Vater haben nicht schon einmal kurz vorm Nervenzerreißen den ersten Teil jenes Werbeslogans gerufen?

Wenn ich Ihnen hier zuwerfe, »was wollt ihr denn?!«, was würden Sie als Antwort zurückwerfen? Ein guter Teil von Ihnen würde den Namen einer deutschen Kau-Süßigkeit einsetzen. Das Marketing hat Sie gut erzogen, damit verdienen Werbeleute ihr Geld.

Wofür steht ihr?

Ich lese die Meldungen aus den Nicht-AfD-Parteien, von ihren Chefs, von ihren Möchtegern-Chefs, von ihren Junior-Chefs und von ihren Sprachrohren in den Redaktionen, und ich frage mich täglich mehr: Was wollt ihr eigentlich? – Genauer: Wofür steht ihr eigentlich? – Ich will versuchen, mich dieser Frage am Beispiel von Friedrich Merz 2018 zu nähern (Kommen Sie mir nicht mit Bierdeckeln, das ist lange her).

In der CDU ist derzeit noch immer Merkel die Chefin, und Kanzlerin ist sie sowieso, aber sie hat es durch einen letzten klugen Schachzug verstanden, für ihre Schlussphase das Scheinwerferlicht von sich weg zu lenken. Die Flaggen-Wegwerferin Merkel will wohl noch, bevor sie endlich geht, mit dem UN-Migrationspakt ihre 2015-Welteinladung der Kodifizierung zuführen. Was macht ein Land aus? Grenzen, Gesetze, Regierung und Armee? – Viele Kompetenzen wurden von Berlin nach Brüssel verlagert, die deutschen Grenzen standen womöglich rechtswidrig offen, der Zustand der Bundeswehr ist mehr Pointenfutter als präsentabel, doch statt zum Wohle Deutschlands die Bundeswehr zu reparieren, verlangt Merkel jetzt nach einer »echten europäischen Armee«! (faz.net, 13.11.2018) – Während in Deutschland ausländische Clans (siehe z.B. morgenpost.de, 2.8.2018) die »Kartoffeln« ausnehmen (ein anti-deutsches, rassistisches Schimpfwort, siehe u.a. @jreichelt, 6.11.2018, das etwa von den staatlich gefördertern »Neuen Deutschen Medienmachern« aggressiv verbreitet wird), sollen die »Kartoffeln« ihre Söhne losschicken, um im Ausland für die Anliegen von Jean-Claude »Ischias« Juncker und Co. zu kämpfen – und potentiell auch zu sterben? Wofür stand Merkel? Ich weiß es nicht sicher, aber für das Wohl Deutschlands stand sie gewiss nicht.

Ganz schön viel Geld

Unter den Merkel-Nachfolgern ist derzeit gefühlt Friedrich Merz der medial lauteste. Er ist ein vielbeschäftigter Mann. Er ist Aufsichtsrat-Chef des deutschen BlackRock-Ablegers, wie wir inzwischen wissen, einem grundanständigen Vermögensverwalter. (Ach ja, falls Sie »Six Degrees of George Soros« spielen wollen – am 15.8.2018 meldete Reuters: »Soros Fund Management also dramatically boosted its shares in BlackRock Inc …« – es handelt sich aus der Perspektive von Herren wie Merz, der sich selbst als »gehobene Mittelschicht« sieht – bild.de, 14.11.2018 – wahrscheinlich nur um »Peanuts«, aber für den Rest, für die meisten von uns jedenfalls, sind über fünf Millionen ganz schön viel Geld.)

Wofür steht Merz? Zuerst steht er für viele Verpflichtungen. Beispiel am 7.12.2018 wird er womöglich bei CDU-sucht-den-Parteichef den Plattenvertrag gewinnen, am nächsten Tag dann hat er wieder Atlantik-Brücken-Termine – und als Bonbon für Verschwörungstheoretiker, die meinen, dass »die da oben eh alle unter einer Decke stecken«: Beim zweiten der Termine, einer Verleihung des Eric-M.-Warburg-Preises, hält Peinlichminister Maas (SPD) die Laudatio, zumindest laut dem Foto einer Einladung, gepostet von @robinalexander_, 14.11.2018.

Okay, Merz hat viel zu tun und alles ist super, was er macht, aber nochmal, wofür steht er?

Am 14.11.2018 titelte welt.de: »Merz will die AfD halbieren«. Klingt martialisch, damit ist aber (hoffentlich) gemeint, dass er die Hälfte der AfD-Wähler für die CDU (zurück-) gewinnen will. Damit könnte man also sagen, Merz steht für: AfD ist doof, wählt lieber mich.

Dem Bierdeckel eine Chance

Einen Tag zuvor verharmloste Merz noch den Nationalsozialismus mit einem geschmacklosen Vergleich. Im WDR5 sagte er, die AfD falle mit »offen nationalsozialistischen bis hin zu antisemitischen Untertönen« auf (siehe welt.de, 13.11.2018 und als Online-Audio). Entgrenzte Politik führt zu entgrenzter Rhetorik. Sogar zeit.de, dem Transatlantischen und dem ehrenhaften Kampf gegen die AfD nun wirklich nicht abgeneigt, titelte: »Was für ein kruder Nazivergleich!« (zeit.de, 13.11.2018) – Warum Merz zugleich etwa die SPD, deren Ex-Chef und Außenmminister sich derzeit im Iran mit Holocaust-Leugnern trifft (laut bild.de, 14.11.2018), und deren Prominente immer wieder mit grenzwertigen »Ausrutschern« auffallen (etwa Schulz, der antisemitische Hass-Rhetorik lobt oder Lauterbach, der von »Alibijuden« faselt), nicht einmal mit einem Nebensatz zur selben Sache erwähnt, das hilft dann doch, seine Bewertung und deren akuten Sachbezug einzuordnen. Wofür steht also Merz? Bislang noch immer für: AfD ist (so richtig, richtig) doof, wählt lieber mich.

»Von mir aus«, könnte sich der Wähler denken, »geben wir Mr. Bierdeckel eine Chance! Aber doch, warum sollten wir ihn wählen?« (Anders formuliert: Wofür steht Merz, außer dass die AfD doof ist?)

Ein Alleinstellungsmerkmal wäre, dass er ein »Anti-Merkel« ist, wie Der Spiegel es auf dem Print-Cover aktuell behauptet. Nun, im WDR5-Interview kassiert Merz sehr deutlich diese Zuschreibung, und es ist wohl nicht nur Koketterie. Im BILD-Interview ist seine Antwort auf eine Frage zum UN-Migrationspakt ein kraftloses Geschwurbel im Merkel-Stil, das recht deutlich macht, dass er – ähnlich wie die FDP unter Christian Lindner – selbstverständlich dafür ist, es aber lieber diskrete abgehandelt wüsste. Merkels politische Existenz läuft dem einem Fluchtpunkt zu, Deutschland und die Deutschen den destruktiven Mächten von rätselhaften NGOs und anderen anti-deutschen Interessen ausgeliefert zu haben, wofür also steht Friedrich Merz? Manche schreiben Friedrich Merz das Label »konservativ« zu, doch ich weiß nicht, worauf sich ein solches Etikett für Merz in 2018 (!) noch stützten sollte. Wenn ein Filmemacher einen Globalisten wie Merz 2018 in ein Drehbuch schriebe, würden Kritiker bemängeln, da sei zu tief in die Klischeekiste gegriffen worden. Nun, es bleibt die Frage: Wofür würde Merz als Kanzler stehen?

Exkurs: Wofür stehen die Grünen?

Es wird Merkel wohl nicht mehr vergönnt sein (never say never), ihre vermutliche Traumkaolition mit den Grünen einzugehen, doch Merz wurde jüngst zitiert, in den Grünen mögliche Partner zu sehen (siehe z.B. zeit.de, 11.11.2018); also müssen wir fragen: Wofür stehen die Grünen?

Inhaltlich stehen die Grünen für Anti-Intellektualismus, für Sympathien mit der Antifa, welche Straßenterror im SA-Stil betreibt, sie stehen für »Nie wieder Deutschland!« und »Deutschland du mieses Stück Scheiße«. Der Chef der Grünen schreibt in seinem zynisch »Patriotismus« genannten Buch: »Vaterlandsliebe fand ich stets zum Kotzen. Ich wusste mit Deutschland nichts anzufangen und weiß es bis heute nicht.« (siehe Google Books) – Und sonst so? Grüne wollen den angeblich »unverbindlichen« UN-Migrationspakt sofort »umsetzen« (siehe z.B. @steinhoefel, 15.11.2018).

Merz sieht in den Grünen einen möglichen Partner? Interessant, aber nicht glaubwürdig »konservativ«.

Wofür steht ihr denn?

Wofür stehen die Grünen? Sie finden Deutschland doof.

Wofür steht Merz? Er findet die AfD doof.

(Ich nehme an, dass die Grünen beim AfD-doof-Finden nicht widersprechen werden.)

Doch, Merz und die CDU sind nicht allein in ihrer öffentlichen Selbstdefinition aus dem Negativen. Ich sprach vom Werbespot, wo man Kindern entgegenrief, »Was wollt ihr denn?«, und sie mit dem Namen einer Süßigkeit zurückriefen. Genauso komme ich mir heute in der Politik vor. Egal welcher der Nicht-AfD-Parteien man zuruft, »Wofür steht ihr denn?«, alle rufen sie zurück: »Wir finden die AfD doof!«

Die übrigen Parteien fürchten noch immer die AfD – sonst würden sie nicht so freidrehen, wie etwa zuletzt Merz mit seinem kruden Vergleich, wenn es um jene Partei geht.

Ich wünsche mir eine Parteienlandschaft, die auf die Frage, wofür sie denn steht, mehr als nur »AfD ist doof« sagen kann.

Wenn Sie mich fragen, was ich denn will, werde ich Ihnen sagen: »Parteien, die für etwas Positives stehen, Politiker, die zum Wohl des Volkes handeln, die ein anderes Deutschlandbild als nur »Europas Geldautomat« vertreten.

Wofür Herr Merz und wofür die Grünen stehen, ahnen wir bereits, doch an die anderen Politiker und Parteien geht weiterhin der Ruf: Wofür steht ihr? – Ich bin ein positiver Mensch. Bitte, nennt mir etwas Positives, dem ich mich anschließen kann. Ich vertraue auf euch, liebe Politiker – ihr schafft das!

Weiterschreiben, Wegner!

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