Dushan-Wegner

17.04.2019

Sun Tzu und die Kunst des Asylantrags

von Dushan Wegner, Lesezeit 5 Minuten, Bild von Simone Pellegrini
Flüchtlinge setzten »Mehrfachidentitäten« ein – Beamte fürchteten Vorwurf der Diskriminierung. Die Psychologie des Gegners gegen diesen zu nutzen ist eine Sun-Tzu-Taktik. Sollten wir alle »Die Kunst des Krieges« lesen?
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Wer irgendwas über irgendwas weiß, der kennt Sun Tzu, konkret »Die Kunst des Krieges«. Wer klug ist, der hat diese »Kunst« verinnerlicht, und er versteht, dass ein Konflikt (um nicht immerzu »Krieg« zu sagen) oft entschieden ist, bevor er begonnen hat – ich folgere daraus: Die Kämpfer stellen im Kampf nur noch fest, was das Ergebnis war und sein wird, welches von vornherein feststand.

Eine der Schlüssel-Erkenntnisse Sun Tzus – und eine, die der »Kunst des Krieges« immer noch eine Aura von »Verruchtheit« oder gar »Unanständigkeit« verleiht, lautet: Die Psychologie des Gegners kann genauso wirksam sein kann wie deine Mittel und Waffen, gelegentlich wirksamer.

Chinesische Redensarten wie 知己知彼,百戰不殆 gehen auf Sun Tzu zurück, und diese bedeutet etwa: Wenn du dich und deinen Gegner kennst, kannst du ohne Gefahr hundert Schlachten gewinnen.

Wie wohl ein Konflikt ausgehen würde, in welchem eine Seite recht genau die Psychologie der anderen Seite versteht, während die andere Seite sich bezüglich ihres Gegenübers verklärt-positiven Traumvorstellungen hingibt?

Effektiver als Messer

Es gibt Zeitungsmeldungen und daraus einzelne Passagen, die fassen eine Zeit und ihren Geisteszustand besonders treffend zusammen, obwohl und gerade weil sie »nur« das Geschehene knapp und genau zusammenfassen wollten, etwa diese:

Über den Umgang mit Mehrfachidentitäten hatte es 2016 und 2017 in Niedersachsen Streit gegeben, weil die Landesaufnahmebehörde trotz Hunderter von einer Mitarbeiterin entdeckter Verdachtsfälle diese nur zögerlich angegangen war. Weil es sich fast ausschließlich um Sudanesen handelte, hatte der Behördenchef aus Angst vor dem Vorwurf der Diskriminierung nicht gegen sie vorgehen wollen. (welt.de, 15.4.2019)

Es wäre rassistisch, anzunehmen, dass die Flüchtlinge dumm sind und nicht mitbekommen, wie ihre deutschen Gegenüber ticken. Migranten aus bestimmten Kulturkreisen begreifen durchaus, dass die Angst davor, »Rassist« genannt zu werden, genutzt werden kann, Deutsche zu (fast) beliebigen Handlungen zu bewegen, auch und besonders gegen ihr eigenes Interesse.

Mit einem Messer lassen sich hundert Euro oder ein Smartphone abziehen – mit der Drohung, das Verhalten des Gegners rassistisch oder diskriminierend zu nennen, lassen sich Millionen verdienen.

Wenn wir dabei singen

Sobald zwei Menschen (oder Völker, Nationen, Firmen) an dieselben Ressourcen wollen, sind es dem Begriff und der Natur nach auch Gegner – ob dies der empfindsamen Klasse passt oder nicht.

Man kann diesen Umstand durch politische Lügen zu übertünchen versuchen (»niemandem wird etwas weggenommen«). Man kann mit Knebel und Keule politischer Korrektheit das Erkennen und Erwähnen solcher Gegnerschaft zu unterbinden versuchen. Doch: Der Regen macht uns nicht weniger nass, wenn wir dabei singen und tanzen.

Wenn du dich aus moralästhetischen Gründen weigerst, dein Gegenüber als »Gegner« zu betrachten, dieser aber Taktiken einsetzt, die man üblicherweise gegen »Gegner« einsetzt, wie wird es wohl ausgehen?

Wer nach Deutschland kommt und eventuell dann Asyl beantragt, der ist ein Gegenüber mit eigenen Interessen, die nicht zwingend zum Wohle des Landes ausgerichtet sind, zumal wenn er auf absehbare Zeit mehr nehmen als geben wird. Spätestens wenn einer, etwa durch Einsatz von Mehrfachidentitäten, Geld annimmt, das ihm weder moralisch noch rechtlich zusteht, dann ist er nun wirklich ein Gegner zu nennen.

Einige der Menschen, die von Schleppern und NGOs auf die Einladung der (damaligen) CDU-Chefin hin nach Deutschland gebracht wurden, setzen die Psychologie der Deutschen gegen die Deutschen ein – eine Taktik, die an Sun Tzu erinnert.

Die Schlacht ist entschieden, bevor sie begonnen hat, und der Ausgang hat viel damit zu tun, wer die Psychologie des jeweils anderen besser versteht.

Weder sich noch den Gegner

Das chinesische Sprichwort von der Kenntnis seiner selbst und des Gegners geht auf eine ausführlichere Passage im dritten Kapitel der »Kunst des Krieges« zurück:

Wer im Krieg den Feind und sich selbst kennt, läuft selbst in 100 Schlachten nicht Gefahr unterzugehen. Wer sich selbst kennt, aber nicht den Feind, wird für jeden Sieg eine Niederlage einstecken müssen. Wer aber weder sich selbst noch den Feind kennt, muss jede Schlacht fürchten. (Sun Tzu, Die Kunst des Krieges, Ende von Kapitel 3, Übersetzung von Dr. Hannelore Eisenhower)

Ersetzen Sie doch einfach »Feind« durch »Gegenüber« oder »Mitbewerber«, wenn Sie besonders sprachempfindsam veranlagt sind. Als wir nach Deutschland kamen, erschienen uns die Deutschen als ein kluges Volk, das sich selbst kennt, und dessen Teil man sein will – die meisten Deutschen erscheinen mir noch immer so, doch zu viele sind mir zu gehorsam, und die tonangebende Berliner Elite wirkt in weiten Teilen auf mich wie jemand, der sich in grandioser Selbstüberschätzung für außerordentlich klug hält, aber in Wahrheit weder sich noch den Gegner kennt – ja sogar völlig falsch liegt darin, wer in Wahrheit ihr Gegner ist!

(Tipp für Haltungstrottel: Manchmal im Leben ist derjenige, der dir zustimmt, in Wahrheit dein ärgster Feind, und derjenige, der dir mutig widerspricht, hätte sich als dein bester Freund herausstellen können, wenn du nur nicht so ein Trottel gewesen wärst.)

Was das Ergebnis war und sein wird

»Wenn du dich und deinen Gegner kennst, kannst du ohne Gefahr hundert Schlachten gewinnen«, sagt das chinesische Sprichwort – mit den Berliner Großkopferten will man nicht in Schlachten ziehen; die kennen sich selbst nicht, und ihre Gegner noch weniger; Berliner Eliten wissen nicht einmal, wer ihre Gegner wirklich sind (nein, es sind nicht »die Rechten«).

Die Schlacht ist entschieden, bevor sie begonnen hat, so lehrt Sun Tzu, und die Psychologie des Gegners kann eine deiner wirksamsten Waffen sein.

Die Kämpfer stellen im Kampf nur noch fest, was das Ergebnis war, welches von vornherein feststand. Was ist das Ergebnis, das auf metaphysischer Ebene schon immer feststand? – Vielleicht liegt es doch noch an uns, wie es ausgehen wird. Damit es doch noch gut ausgeht, da bin ich mir sicher, braucht es den ehrlichen Blick auf sich selbst – und auf die »Mitbewerber«, um nicht immer »Gegner« zu sagen.

Weiterschreiben, Wegner!

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