Dushan-Wegner

04.02.2018

Offensiv ist wie machen in Freiheit

von Dushan Wegner, Lesezeit 4 Minuten, Bild: Jacques Louis David, »Der Tod des Sokrates« (1787)
Zensoren sagen, es sei nur dann »echte Zensur«, wenn wirklich etwas explizit verboten ist – das Argument ist schwach wie eine Flasche leer! Auch »sanfte Zensur« ist Zensur, so wie ein sanfter Tod auch ein Tod ist.
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Wenn ich Sie einen Idioten nennte, oder einen Zensor, wehrten Sie sich sicherlich, beteuernd, Sie seien weder ein russischer Roman noch dessen Figur – was erlauben Wegner! Ein Leser ist nicht ein Idiot.

Stürzt der Spieler zu Boden, oder ist es der Boden, der dem Spieler entgegenfällt? Bestimmt die Bedeutung den Gebrauch des Wortes, oder ist Bedeutung nur eine andere Sicht auf denselben Gebrauch? Ich lese nicht sehr viele Zeitungen, aber ich habe gehört viele Situationen! Es kommt nicht drauf an, was du sagst, es kommt drauf an, wessen Karriere deine Worte beenden.

Ein Denkender sehen was passiert in Republik. »Eine Zensur findet nicht statt«, heißt es. Doch was ist Zensur?

Die Definition, welche sie uns für Zensur angeben, ist wenn ein Staat sich zu Verboten von Meinungen versteigt. So geben die sich einen Freibrief: Wenn es nicht expressis verbis verboten ist, sondern »nur« via Propaganda geschmäht und im Alltag gefährlich, dann ist es keine Zensur. Ich habe fertig. Hände sauber.

Wir haben diese Hände-in-Unschuld-wasch-Definition der Zensur zu lange akzeptiert. Wir haben nicht offensiv gespielt.

Zensur ist doch nicht nur das Verbot abweichender Meinung. Das Verbot abweichender Meinung ist nur ein Mittel, abweichende Meinung zu verhindern. Es gibt weitere Mittel zur Zensur, und manche davon kommen »sanft« daher.

Ich schlage als neue, richtigere Definition vor: Zensur ist jede Maßnahme durch entsprechend ausgestattete Institutionen (z.B. Regierung, Konzerne, Stiftungen), die dazu führt, dass alternative Meinungen künstlich »leisergedreht« werden.

Auch 0% Verbot kann 100% Zensur sein.

Wenn etwa die ARD den Bürgern ihr Geld abpresst und dann eine Nachrichten-App (»App« = Software für Dopamin-Junkies) herausbringt, »zum Schaden freifinanzierter journalistischer Angebote gegen Recht und Gesetz« (Dietmar Wolff, BDZV), dann ist auch das nach meiner Definition eine Form der Zensur.

Das beste aller möglichen Deutschlande zahlt ganz legal über hundert Millionen Euro im Jahr, um Bürger gegen »rechts« zu mobilisieren – nachdem diese Geschichtsnachhilfeschüler das alte »rechts« (bzw. »rechts-von-uns-ist-nur-die-Wand-Halleluja«) zum Schimpfwort gemacht haben. Sie verbieten die Kritik an der Regierung nicht – sie machen es nur sehr teuer, sie zu formulieren. Nennen wir die Harke eine Harke und die Zensur eine Zensur!

Es gilt weiterhin: Wenn deine Meinung zu sagen, bedeutet, alles verlieren zu können, dann werden nur noch solche ihre Meinung sagen, die nichts zu verlieren haben – und das sind nicht immer die gepflegtesten Gestalten.

Unternehmer können Aufträge verlieren, wenn sie den Kurs der Regierung kritisieren, also bleiben sie lieber still. Selbst einfache Arbeiter geraten unter Druck, ja keine »falsche Meinung« zu sagen, nicht einmal beim Kneipenbier nach Feierabend. Vorsicht, was du sagst – der Gutmensch hört mit. Eine Gewerkschaft gab sogar einen Leitfaden zur de facto Psycho-Hetzjagd auf Regierungskritiker heraus. Selbst im Fußballclub wird man bald herausgeworfen, wenn man die Opposition unterstützt. Haben keinen Mut an Worten, aber ich weiss, was denken über diese Spieler! Menschen fürchten heute um ihren Arbeitsplatz und damit um ihre bravbürgerliche Existenz, bloß weil sie Merkels Suizidalismus in Frage stellen – was ist das denn, wenn nicht Zensur?

Tod ist Tod, ob im Schlachtfeld oder im Krankenhausbett. Zensur ist Zensur, ob sie mit Verboten, Drohungen, Propaganda oder Nudging arbeitet. Tod ist Tod und Zensur ist Zensur.

Ein Philosophenexperiment geht so: Wenn dir ein Computerchip in dein Hirn hineinoperiert würde, der dir A erlaubt, aber B unmöglich macht, ist deine Entscheidung für A noch immer frei? Kannst du dich für A entscheiden, von ganzem Herzen, ganzer Kreditkarte und ganzer Galle, wenn dich bei B der Blitz beim Entscheiden getroffen hätte? Kannst du? – In der neuen Zensur gilt: Du bist frei, zu sagen, was du willst, solange du sagen willst, was du sagen wollen darfst. Weil wir habe gesehen viele Male solche Spiel. Die neue Meinungsfreiheit ist eine Freiheit mit Schalldämpfer.

Gesetze und »Maßnahmen«, die das gleiche bewirken wie Zensur-via-Verbot, sie sind eben auch Zensur. Es braucht nicht Verbote, um Zensur zu sein, so wie es nicht immer eine Pistole oder auch nur ein Messer braucht, um ein Mörder zu sein. Ein Hammer, eine Sichel oder ein LKW erledigen den Job ebenfalls. Die tollstmögliche deutsche Regierung aller Zeiten hat gelernt, zu zensieren ohne zu verbieten.

Man will uns überzeugen, die neue Zensur sei keine Zensur – was sollen sie auch sonst sagen? Das verfluchte NetzDG eines Ministers, dessen unprätentiöse Vertikalität noch von seiner politisch-moralischen Größe, und hoffentlich auch von seiner Spur in der Geschichte untertroffen wird, es hat die Zensur sogar ausgelagert an anonyme Hilfskräfte. Was der Regierung unbequem ist zu hören, soll dem Bürger noch unbequemer werden zu sagen. Zensur ist der Tod der Meinungsfreiheit, und sanfte Zensur ist eben der sanfte Tod.

Ist klar diese Wörter? Ist möglich verstehen, was ich habe gesagt? Danke.

Weiterschreiben, Wegner!

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