Dushan-Wegner

08.02.2020

Kakao, wenn die Idee der Demokratie in Flammen steht

von Dushan Wegner, Lesezeit 13 Minuten, Bild von Stefen Tan
Deutschland 2020: Man will Wahl rückgängig machen. Man preist Partei des DDR-Unrechts. Krönung der Schande: Regierung will genehme Zeitungen bezahlen. – Wie nennt man Länder, wo der Staat die Medien finanziert und eine Partei SELBST daran verdient?
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Es war der Freitag-Abend, der 7. Februar 2020. Auch bei Wegners neigte sich die Woche dem Ende zu, eine weitere Runde auf dem großen Karussell, das nirgends hinfährt. Freitags gehen sie nach der Schule noch zum Musikunterricht. Herr Sohn fiedelt, Frau Tochter klimpert, und wenn sie die Woche lang üben, dann ist nicht nur die Musiklehrerin zufrieden, sondern auch die Wohnung garantiert frei von Mäusen.

Es war Zeit, sich daheim einzukuscheln und alles buchstäblich ausklingen zu lassen. Ich aber sagte: »Leute, lasst mich noch schnell etwas im Supermarkt holen!«

Was meinen Sie, dass ich kaufte? – Richtig, ich kaufte Kakaopulver, die einfache, süße und leicht zu vermischende Variante. Dazu Sahne. Was sonst?

Der erste Grund ist natürlich, dass ein wärmender Kakao gut für Leib und Seele ist. Aber es gab noch einen weiteren Anlass, und den teilte ich zwar nicht mit den Kindern – die unschuldigen Dinger versuche ich aus allen politischen Themen herauszuhalten – den zweiten Grund teile ich aber mit Ihnen, meinen lieben Lesern, und dieser Grund ist das, was man im Englischen ein  »Meme« nennt (ausgesprochen: »mihm«), ein Foto mit Text, das eine Idee, eine bemerkenswerte Wahrheit, meistens aber eine emotionale Reaktion zusammenfasst.

Am 9. Januar 2013 veröffentlichte der Cartoonist K.C. Green einen Webcomic mit dem Titel »On Fire«, bekannt als »This is fine«.

Wer in den Sozialen Medien unterwegs ist, hat mit einiger Wahrscheinlichkeit die ersten beiden Bilder dieses Cartoons gesehen, als Meme.

Im ersten Bild sehen wir einen Comic-Hund, der nach Menschenart an einem Tisch sitzt, vor sich eine Tasse Kakao – das Zimmer um ihn herum aber steht in hohen, lodernden Flammen. Die Pupillen des Hundes sind sehr groß, wie die eines Menschen in Panik oder auf starken Drogen. Im zweiten Bild sehen wir denselben Hund näher, vor sich auf dem Tisch weiterhin einen Kakao, um ihn her lodern hohe Flammen, und er sagt: »This is fine« – übersetzt: »Dies ist okay.« (Der ganze Original-Comic ist übrigens auf gunshowcomic.com/648 zu begutachten.)

Diese beiden ersten Bilder des manisch ruhigen Hundes am Tisch, vor sich Kakao und um sich Flammen, steht heute als Meme für zwei Arten von emotionalen Reaktionen: Einmal für die irrationale Leugnung der Gefahr einer Situation. Und dann für die sarkastisch-hoffnungsfreie Akzeptanz einer katastrophalen Lage. Beides optional im Geiste des ironischen Gegenteils.

Und so tranken wir am Freitag-Abend unseren Kakao mit Sahne. Die Wohnung war natürlich intakt, frei von Flammen und Mäusen – so weit ich weiß – nur die politische Großwetterlage fühlt sich an, als ob um mich her Flammen loderten.

Ein Tag Hoffnung

Für einige Stunden hatten die Demokraten unter den Deutschen diese Woche die Hoffnung, dass es gut werden wird. (Mit »Demokratie« meine ich jene Deutung des Begriffs, dass der Bürger sich eine Vertretung in Parlament und Regierung wählt, nicht die heute verbreitetere Deutung, dass »Demokratie« ist, was das Establishment an Macht und Posten hält, egal mit welchen Mitteln.)

In Thüringen erlebten wir einen Tag lang die Hoffnung auf eine demokratische Zukunft – siehe meinen Essay »FDP-Mann wird Ministerpräsident von Thüringen – endlich etwas Normalität«.

Dann brach die Hölle eiskalter Machtpolitik alter Mächte über Thüringen herein. Der Staatsfunk schoss aus seinen 8 Milliarden Euro teuren Rohren hemmungslos Hass und Hetze gegen diese demokratische Entscheidung. Merkel ordnete aus Afrika an, die ihr nicht genehme Wahl rückgängig zu machen – siehe meinen Essay: »Kann Merkel-Deutschland sich ›Demokratie‹ nennen?«

Während ich dies schreibe, nach aktuellem Stand, ist der FDP-Ministerpräsident Thomas Kemmerich noch immer im Amt (welt.de, 7.2.2020: »Kemmerich lehnt sofortigen Rücktritt als Ministerpräsident ab«). – Update Abend des 8. Februar 2020: Kemmerich ist »mit sofortiger Wirkung« zurückgetreten (spiegel.de, 8.2.2020). FDP-Chef Lindner spricht davon, der Rücktritt sei nun »formal vollzogen« worden, »um jeden Zweifel zu beseitigen« (@c_lindner, 8.2.2020). Das ist allerdings richtig: Es ist jeder Zweifel beseitigt worden – das allerdings lässt sich so oder so deuten.

Wie es um die deutsche Demokratie im Deutschland von Merkel und Staatsfunk wirklich steht, erahnen wir aus einer kleinen Meldung um den »Ostbeauftragen der Regierung«: Auf twitter schreibt @ChristianHirte (archiviert), wie er dafür bestraft wird, einem demokratisch gewählten Politiker zu gratulieren: »Frau Bundeskanzlerin Merkel hat mir in einem Gespräch mitgeteilt, dass ich nicht mehr Beauftragter der Bundesregierung für die Neuen Länder sein kann. Ihrer Anregung folgend, habe ich daher um meine Entlassung gebeten.«  – FDP-Chef Lindner hat nach einem demokratischen Mutanfall seiner Partei, vermutlich auf Druck des Kanzleramtes, politischen Selbstmord begangen. Wir fürchten, dass Merkels Rachefeldzug damit noch nicht vorbei ist.

Die CDU, die Partei, in der Helmut Kohl sich erst Angela Merkel heranzog, um von dieser »publizistisch« dann via FAZ das Messer in die Rippen gestoßen zu bekommen (siehe spiegel.de, 22.12.1999 und ghi-dc.org, »Der Partei Schaden zugefügt (22. Dezember 1999)« ), diese Partei also, wo schon mal Geldkoffer angenommen werden oder gegen Abgeordnete wegen Bestechung ermittelt wird (welt.de, 30.1.2020: Es geht um »mutmaßliche Geldflüsse aus Aserbaidschan«), diese feine Partei also hat es sich mit den Neuwahlen in Thüringen wohl doch nochmal überlegt (man wurde sich dessen bewusst, dass man abschmieren würde), und will jetzt dem Mann der umbenannten SED doch den Weg frei machen (welt.de, 7.2.2020: »CDU gibt Blockade-Haltung gegen Ramelow auf«). Es gilt nun ganz offen: Wer CDU wählt, bekommt vielleicht SED – etwas DDR sowieso, aber das schon länger. Die Merkelparteien von CDU über SPD bis zu Grünen erwägen nun, wie sie den Mann (von der in Teilen vom Verfassungsschutz beobachteten, siehe auch dw.com, 30.7.2019) von der umbenannten SED auch ohne neue Wahlen an die Macht heben können (siehe zeit.de, 7.2.2020: »Ramelow will keine Neuwahl«, zeit.de, 7.2.2020: »CDU-Landesministerin will Linke nicht wie AfD behandeln«).

Randnotiz: Allein an der Berliner Mauer sind 138 Menschen gestorben, somit jährt sich statistisch an etwa der Hälfte der Tage im Jahr der Tod eines Menschen, der dem SED-Regime entkommen wollte. Am Tag, als die CDU sich der umbenannten SED öffnete, jährte sich etwa zum 54. Mal der Tod von Willi Block. Seine letzten Worte waren: »Erschießt mich doch, ihr Hunde!« – Es werden 72 Schüsse abgegeben. Man schießt daneben und lässt sich ein Maschinengewehr geben. Vier Schüsse treffen Block. Drei Schüsse sind tödlich, siehe chronik-der-mauer.de. Was für ein Jahrestag, um sich als CDU für die umbenannte SED zu öffnen!

Apropos »Jahrestag«: Am 8. Februar 1950 wurde die Stasi gegründet. Es ist schon spannend, wie linke Kräfte den 70. Jahrestag begehen. Nicht nur in den sozialen Medien wird im offen anti-demokratischen Ton gefordert, alle abzustrafen, die auch nur gewagt hatten, dem neuen Ministerpräsidenten zu gratulieren. Es klingt sehr nach »Säuberung«.

Es wäre verständlich gewesen, zu meinen, die DDR-Revival-Woche hätte mit angeordneten Neuwahlen und Öffnung für die umbenannte SED ihren Höhepunkt erreicht, doch das war »nur« das Hauptgericht, es gab auch Nachtisch! Einst kündigte der Apple-Mitgründer und -Chef seine innovativsten Erfindungen und tolle Neuigkeiten lapidar mit »one more thing« – »noch ein Ding« – siehe schöne Zusammenstellung auf YouTube.) – Auch in Deutschland 2020 gibt es ein »one more thing«, und das ist: Die Regierung erwägt Finanzhilfen für Zeitungen (focus.de, 6.2.2020).

Eine »unabhängige Expertenkommission« soll genehme Zeitungen auswählen, die dann Geld zugeteilt bekommen. Nach dem Staatsfunk also die Staatszeitungen? Die Förderung von Zeitungen »auf Linie« ist eine anti-demokratische, anti-freiheitliche Propaganda-Maßnahme, die sich indirekt bereits in dem von vielen Juristen und Demokraten kritisierten UN-Migrationspakt findet.

Einer der großen deutschen Investoren in Zeitungsunternehmen ist via Medienholding die SPD (siehe z.B. Tichys Einblick, 14.11.2019), also eine der Regierungsparteien im Bund. Wir denken unwillkürlich an die Ausnahmen für Zeitungszusteller beim von der SPD forcierten Mindestlohn (siehe z.B. spiegel.de, 25.4.2018). Wir denken an die auch aus Umwelt-Perspektive irrsinnige Bon-Pflicht – und daran, dass die SPD-Holding in einen Bonhersteller investiert hat (siehe wiwo.de, 17.12.2019). Schon jetzt wird die Zustellung von linientreuem Totholz mit Millionen Euro Steuergeld subventioniert, siehe focus.de, 13.1.2020. Es erschließt sich mir nicht, warum in einem demokratischen Rechtsstaat eine Partei wie die SPD nicht verboten wird, aber mir fehlt dazu wohl die notwendige »Haltung«.

Die Regierung will nun also beschließen, ihr genehme Zeitungen zu fördern. Der 8 Milliarden schwere Staatsfunk genügt ihnen nicht, jetzt sollen wohl auch Zeitungen zuverlässig(er) »auf Linie« gebracht werden. Es soll, so hört man, für den Start um (weitere) 100 Millionen Euro gehen, später wohl weit über eine halbe Milliarde, als Munition im Kampf gegen störende Meinung und allzu scharfe Kritik. Welche Zeitung, die am staatlichen Tropf hängt, wird es noch wagen, die Regierung grundsätzlich zu kritisieren?

Es ist nicht fair, Deutschland mit gewissen anderen Ländern zu vergleichen, wo Parteien das Steuergeld in die eigenen Unternehmen umleiten – anderswo tut man es wenigstens heimlich und verschämt. Der Sünder, der sich seiner Sünde noch schämt, ist dann doch weniger schädlich als die deutsche Politik, die ganz offen und buchstäblich »unverschämt« sündigt.

Das unverschämte Verhalten der Regierung, des Staatsfunks und nun auch der »dankbaren« Zeitungsverleger gegenüber den Bürgern erinnert manchen Bürger an das Verhältnis adliger Sklavenbesitzer aller Zeiten, die sich vor ihren Sklaven nackt auszogen, sich vor ihnen nicht schämten, weil die Sklaven in den Augen der Herren so viel niedriger im Status standen – und wenn den Sklaven das peinlich war, dann war es die Pein der Sklaven, nicht die der Besitzer.

Ach, so viele Länder haben zu viele ihrer Söhne geopfert, um die Deutschen einst von sich selbst zu befreien. Die Alliierten gaben Deutschland noch eine Chance. Mancher fragt sich heute: Sind die Deutschen demokratiefähig? (Randnotiz: Zumindest funktional aber tragen die Alliierten eine Mitschuld am aktuellen, immer weniger demokratisch wirkenden Zustand Deutschlands – es waren eben diese Alliierten, welche die »Öffentlich Rechtlichen« nach BBC-Vorbild (siehe etwa swr.de) ins Leben riefen und unter anderem via »Lizenzzeitungen« (siehe Wikipedia) die Gewohnheit installierten, dass »die da oben« ein Auge drauf haben (um nicht »kontrollieren« zu sagen), wer was publizieren darf.)

 Whisky in den Kakao

Eine Zeit, in der »Die SED hat Menschen foltern und erschießen lassen, aber der Ramelow ist nett und aus dem Westen« als »Argument« gilt, ist nicht »normal« im konventionellen Sinne. Wir reden wohlgemerkt von einer Partei, die Diktatoren wie Castro und Maduro huldigt (siehe z.B. welt.de, 21.8.2017). Wir reden von einem Mann, der sich nicht von der »Kommunistischen Plattform« in der umbenannten SED distanzieren will (wie er im umbenannten Zentralorgan der FDJ erklärt, siehe jungewelt.de, 23.7.2010 (€)).

Ein Land, in dem die Regierung nicht nur den Bürgern viele Milliarden für einen politiknahen TV-Apparat abpresst, sondern nun auch noch genehme Zeitungen finanzieren will, ist immer schwerer noch »demokratisch« und »freiheitlich« im erwartbaren Sinne zu nennen.

Im fürchterlich leeren Himmel

Aber und allerdings: Vor lauter Verlustangst um die Demokratie könnten wir fast vergessen, was sonst noch ansteht, was der große Kellner im fürchterlich leeren Himmel uns aufs Kantinentablett türmt.

Die Ökos und ihr gewiss nicht korrupter Wahn sind lange genug dabei, dass wir inzwischen die Folgen ihrer dummen Forderungen erleben dürfen. »Rund 4000 Windräder jährlich landen auf dem Sondermüll« (focus.de, 7.2.2020). Auch linker Straßenterror erreicht neue, giftige Levels: Antifa-Terroristen zünden in Deutschland regelmäßig Autos an, um die Besitzer und die Bevölkerung einzuschüchtern, jetzt zündeten sie zum ersten Mal ein Elektro-Auto an (diese Autos werden von den antifa-nahen Grünen gefordert!), und diese Flammen sind besonders schwer zu löschen (bz-berlin.de, 7.2.2020).

Deutschland ist nicht das einzige Land, das sich dieser Jahre mehr-oder-weniger-schleichend von der Idee der Demokratie weg bewegt – oder gar nicht erst dort ankam – doch ein eklatanter Unterschied sticht ins Auge. In Istanbul eröffnete 2019 ein neuer moderner Flughafen (siehe Bericht des großartigen YouTubers Sam Chui), in Beijing Daxing eröffnete ein weiterer (ebenso). In Deutschland wirkt der »BER« de facto wie eine Bauruine und die Industrie erlebt den stärksten Einbruch seit der Finanzkrise (siehe etwa faz.net, 7.2.2020) – wohlgemerkt während Großbritannien ihre Freiheit von der EU erklärte, was zu einer Anhebung des deutschen Frongeldes an Brüssel um 14 Milliarden auf dann 42 Milliarden im Jahr steigern könnte (siehe etwa rp-online.de, 16.1.2020).

Wir sollten uns einen extra süßen leckeren Kakao anrühren. Vielleicht sollten wir uns etwas Whisky in den Kakao schütten. Wir werden beides brauchen. Aber bitte nur den billigen Whisky. Den teuren werden wir uns nicht leisten können.

»I kdyby tatínka věšeli«

Ich fühle mich heute wie der Hund im Comic – um mich Flammen, vor mir der Kakao, ich aber sitze mitten drin, und ich wär gern der starke Zen-Meister, der das alles in großer Ruhe erträgt, doch meine panisch aufgerissenen Augen verraten mich.

Der Staatsfunk warnt, dass das Denken von 1933 zurückkommt. Einige fühlen sich an den Dieb erinnert, der »Haltet den Dieb!« ruft. Die Deutschen haben schon mal ihr Land und die Menschlichkeit gleich mit drangegeben, weil sie schäumende Emotion an die Stelle der Vernunft setzten, weil sie blind der Propaganda glaubten, wo ihr Gewissen hätte einschreiten müssen.

Wenn ich König von Deutschland wäre – ist die Monarchie vielleicht doch das klügere System? – würde ich zuerst eine Bildungs-Initiative starten, welche die Bürger mit Geschichtskenntnissen, grundlegenden Fakten und Abwägungen zu den realistischen Konsequenzen aktueller Entscheidungen versorgt, und ganz zentral uns alle in den Denktechniken, Grundlagen von Philosophie und Logik trainiert (ähnlich wie ich es als Tutor an der Universität tat) – und dazu gehört natürlich, die bekannten Fehlschlüsse (siehe Wikipedia) erkennen und entlarven zu können, auch und zuerst im eigenen Denken! – Mit anderen Worten: Ich träume von einem Anti-Staatsfunk, dem Gegenteil von ARD und ZDF. Die verbreiten Hass und Hetze, verteufeln das Denken, verhöhnen die Weiter- und Andersdenker, preisen dummen Gehorsam, zielen unausgesprochen und faktisch auf eine Gleichschaltung öffentlichen Denkens. Ich will andere Emotionen wecken: Eine Begeisterung fürs Denken, für Vielfalt der Ideen, für tägliche Prüfung und echte Mündigkeit.

Nennen Sie mich einen Träumer – ich widerspreche Ihnen nicht – doch ich will auch ein Arbeiter sein. Bis es soweit ist, arbeite ich hier weiter. Die Idee der Demokratie scheint in Deutschland zu bröckeln wie schlechte Fassade. Manche sagen, sie fänden Humor in meinen Texten. Ich bin wie der Affe, der die Zähne fletscht, wenn er sich fürchtet, und die Menschen meinen, dass er lacht. – Ach, besser Galgenhumor als gar nichts zu lachen! Im Tschechischen sagt man: »Humor musí být, i kdyby tatínka věšeli«, zu Deutsch: »Humor muss sein, selbst wenn sie dir den Vater erhängen«. Es wird seinen Grund haben, warum ein deutscher Geigenspieler einst über die Tschechen schimpfte, sie seien »lachende Bestien«.

Nehmt sie ernst!

Aus der Welt der Träume und Schäume zurück zur Realität: Trinkt einen Kakao! Pflegt euch und seid gut zu euch. Wisst, was euch wirklich wichtig ist! Lacht den Dummen ins Gesicht, doch nehmt sie ernst, sehr ernst, denn die Folgen ihrer Dummheit sind ernsthaft tödlich.

Es ist Wochenende. Meine liebe Gattin Elli ist mit unserer Tochter zum Optiker losgegangen. Die Kleine wird eine neue Brille bekommen, und das ist mir relevanter als so manches andere, was die Leute bewegt – sorry, Leute!

Sobald ich diesen Text Ihnen vorgelegt habe, schließe ich zur Familie auf. Wir werden etwas draußen sein, wir hoffen das schöne Februar-Wetter zu genießen, jeder Sonnenstrahl ist wertvoll.

Später treffen wir uns mit Freunden zum Abendessen. Dann wird wieder geklimpert und gefiedelt werden, auf dass das Haus frei von Mäusen bleibt.

Zur Nacht schließlich trinken wir bestimmt noch einen Kakao. Die Kinder werden »Lecker!« sagen. Ich werde in den Nachrichten nachschauen, was unsere lupenreinen Demokraten bis dahin alles in Flammen gesetzt haben, und womöglich werde ich wie der Hund im Comic in stiller Panik murmeln: »This is fine!« (Und ja, ich werde es sarkastisch und ironisch meinen.)

Im Original-Comic vergeht der Hund am Ende in den Flammen, seine Augen schmelzen ihm aus dem Kopf. Wir sollten nicht allzu lange am Tisch sitzen bleiben, so lecker der Kakao auch ist.

Je dümmer die Politik handelt, je harscher die Folgen falscher Entscheidungen sichtbar werden, umso mehr Geld wird man wohl in gelenkte Meinungsbildung und Propaganda pumpen (und wehe, jemand benennt die Propaganda als das, was sie ist). »Meinungsfreiheit« im Sinne von »Keimfreiheit«. Deutschland geht keinen guten Weg. Staatsfernsehen, von oben bezahlte Zeitungen und das neue Erstarken der umbenannten SED.

Ich werde meinen Kakao trinken. Ich werde Ruhe im Moment suchen. Und dann werde ich auch heute mein Bestes geben, einen anderen Weg zu finden. In den Flammen unserer eigenen Trägheit vergehen? Nein, ich will das nicht. Noch suche ich einen Ausweg, eine Möglichkeit, eine Tür heraus aus dem flammenden Zimmer.

Warum steht der Hund im Comic nicht auf und geht aus der Tür? Warum trinkt er wie erstarrt Kakao, statt die Flammen zu löschen? Vielleicht sollten wir die Deutschen fragen – und ihnen wegnehmen, was auch immer man ihnen außer Kakao in die Tasse geschüttet hat.

Weiterschreiben, Wegner!

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Kakao, wenn die Idee der Demokratie in Flammen steht

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