Dushan-Wegner

26.10.2018

ASB will AfD nicht helfen, Erste Hilfe zu lernen – was kommt als Nächstes?

von Dushan Wegner, Lesezeit 8 Minuten, Bild von Ruan Carlos
Der ASB will AfD-Politikern nicht helfen, Erste Hilfe zu lernen. Eine gefährliche Entwicklung – was kommt als Nächstes? Werden AfD-ler nicht ins Krankenhaus gefahren, wenn Antifa sie blutig schlägt? Die Hyperpolitisierung der Gesellschaft macht uns kaputt!
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Erinnern Sie sich noch an Franz Müntefering? 1966 trat »Münte« in die SPD ein. 1975 saß er für die SPD zum ersten Mal im Bundestag. Er war Verkehrsminister unter Schröder und Arbeitsminister unter Merkel. Er war Fraktionschef der SPD im Bundestag und Nachfolger Schröders als SPD-Chef – er wurde von Sigmar Gabriel abgelöst.

Seit 2013 ist Münterfering ehrenamtlich Präsident des Arbeiter-Samariter-Bundes. Ehrenwert. Schauen wir, wer sonst noch in ASB-Gremien sitzt!

Da wäre etwa ein Herr Knut Fleckenstein. Er ist seit 2009 SPD-Abgeordneter in Brüssel – und seit 2010 ist er ASB-Bundesvorsitzender. Schön, wenn Menschen so viel Talent mitbringen, gleich zwei wichtige Posten zu besetzen!

Hmm, wen gibt es sonst noch im Vorstand des ASB, der wichtig sein könnte? Schauen wir auf der ASB-Seite unter »Gremien und Personen«. Ein Herr Dr. Georg Scholz steht da, er ist »Bundesarzt« – müssen wir erwähnen, dass er mal für die SPD im NRW-Landtag saß?

Bei so freundschaftlicher Verbindung zur Hartz-IV- und NetzDG-Partei ist es wichtig, darauf zu achten, dass man parteipolitische Interessen nicht ins Tagesgeschäft einfließen lässt. Ich gehe davon aus, dass die werten Herren jedes Mal, wenn sie für den ASB arbeiten, ihr Büchlein mit den Telefonnummern verschlossen in ihrer Schublade lassen.

»Der ASB ist politisch und konfessionell ungebunden«, heißt es auf ihrer Homepage, in ihrem Twitter-Account, fast wortgleich sogar in der Einleitung ihres Wikipedia-Eintrags – wenn man dasselbe so häufig hört, dann nehme ich an, wird es stimmen. Was kann der ASB denn dafür, dass sich feine Sozialdemokraten so zu ihm hingezogen fühlen?

Hilf dir selbst!

Der Bundesgeschäftsführer des ASB gab dieser Tage bekannt, dass der ASB keine Erste-Hilfe-Kurse für die AfD-Fraktion im Bundestag durchführen wird. In Neusprech heißt es wohl: Man setzt ein Zeichen, oder so.

Aus der postlogischen Begründung des Geschäftsführers: »Der ASB hilft allen Menschen, unabhängig von ihrer politischen, ethnischen, nationalen und religiösen Zugehörigkeit.« – Und dann sagt man, sinngemäß: Wir helfen allen, unabhängig von ihrer politischen Zugehörigkeit, nur der AfD helfen wir nicht, Menschenleben zu retten, denn das ist eine böse Partei und wir, der ASB, sind gute Leute, die mit bösen Leuten nichts zu tun haben wollen. (Lesen Sie den genauen Wortlaut auf asb.de.)

Es ist nicht bekannt, ob der ASB entsprechende Fortbildungs-Hilfe etwa an die Ex-SED abgelehnt hat oder an die mit der Antifa sympathisierenden Grünen – und an die mit der Ex-SED koalierende SPD gewiss auch nicht.

Und sonst so?

Der ASB findet nicht nur, dass die AfD doof ist. Der ASB hat auch andere Ziele, Meinungen und Absichten. Eine ASB-Meinung: »Integration der Flüchtlinge ist das Gebot der Stunde« (asb.de, 23.5.2016) – ach nee, Moment, das Zitat ist gar nicht vom ASB, das ist vom SPD-Abgeordneten Juratovic, der es bei der ASB-Fachtagung Integration in Frankfurt sagte. Bei derselben Tagung sagte der ASB ganz ähnliche Sachen, da kann man schon mal durcheinanderkommen, verzeihen Sie – dieser Tage verschwimmt so manche Grenze, besonders wenn es um Flüchtlinge und Geld geht.

Der Geschäftsführer des ASB (derselbe, der jetzt auch die Hilfsverweigerung gegenüber der AfD »begründete«) sagte Dinge wie etwa dies:

»Um der Forderung nach Integrationsbemühungen geflüchteter Menschen nachzukommen, fehlen vor allem Angebote wie Sprach- und Integrationskurse. Angebote, wie sie der ASB derzeit mithilfe Ehrenamtlicher ermöglicht, müssen zukünftig vom Staat getragen und gewährleistet werden.« (asb.de, 23.5.2016)

Sie dürfen mich gern korrigieren, aber soweit ich das verstehe, will er (mehr) Geld vom Staat. Ein Zyniker würde sagen: Man fixt den Staat via Ehrenamt an und hält dann die Hand auf. Es ist fast so, als ob Merkels Welteinladung, von NGOs und der SPD begeistert begleitet, eine Geldmaschine für Hilfsorganisationen wäre. Ich bin ganz sicher, dass Geld keine Motivation eines Geschäftsführers ist, aber erklärungsbedürftig ist es doch ein wenig, warum man ausgerechnet der Partei, die den Flüchtlings-Geldhahn zudrehen will, die Hilfe bei der Hilfe verweigert, also ob sie »Unberührbare« wären.

Was fürchtet der ASB denn? Dass er sich »unrein« macht, wenn beim Einüben der stabilen Seitenlagen ein ASB-Mitarbeiter aus Versehen einen AfD-Politiker berührt? Dass »Rechtspopulisten-Partikel« übertragen werden, wenn der AfD-Politiker an der Puppe die Mund-zu-Mund-Beatmung übt?

Man muss es zu Ende denken: Nehmen wir an, dass ein AfD-Mitarbeiter an einen Unfallort gerät und er weiß nicht, was zu tun ist, weil der ASB aus parteipolitischen Gründen ihm den Erste-Hilfe-Kurs verweigerte: dann kann es passieren, dass ein Menschenleben unnötig riskiert wird, weil der ASB ein Zeichen setzen wollte. Ist das ein Preis, den die angeblich unpolitische ASB zu zahlen bereit ist? Gefährliche Zeiten.

Die Hyperpolitisierung

Es hat keinem Land jemals gutgetan, wenn alle Bereiche des Alltags politisch aufgeladen und durchdrungen werden. In der Gutmenschrepublik ist es fast schon Alltag, dass Kinder politisch im Geist der Regierungspolitik aktiviert werden; ich will bewusst nicht eine einzelne Schule herauspicken – es sind erschreckend viele – also suchen Sie doch selbst nach den Stichpunkten »schule #wirsindmehr« z.B. bei duckduckgo.com.

Der Politologe Eric Voegelin prägte 1938 den Begriff der politischen Religionen. Moderne totalitäre Regime – und politische Denkmuster – knüpfen an religiöse Mechanismen und Denkmuster an, doch ohne formal einen Gott oder die Gültigkeit einer Theologie zu postulieren.

Heute erkennen wir Muster einer »politischen Religion« auch in der von sogenannten »Gutmenschen« und dem überproportional von Grünen beeinflussten deutschen Staatsfunk. Beispiel: Die politische Religion glaubt an Utopien (häufig die Überwindung von Grenzen, »Großdeutsches Reich«, »open border« et cetera), sie will Macht über Leben und Denken des Menschen (das macht sie totalitär), und sie ist auffällig häufig nah an der Esoterik gebaut.

Man könnte es weiterspinnen: Politische Religionen streben einen »idealen Menschen« an, der zum Opfer für das politische Ideal bereit ist (mal für den Führer, mal für die Toleranz), sie bieten »Sündenvergebung« an (»SUV-Fahren und 3x im Jahr in Urlaub fliegen ist okay, wenn du Bio kaufst und Grüne wählst«), sie teilen die Welt in Gut und Böse ohne Zwischentöne, sie entmenschlichen ihren politischen Gegner (»Rattenfänger«, »Pack«, »braune Suppe« (sagte Yasmin Fahimi, SPD)) und sie gestehen ihm nicht einmal das Menschenrecht einer eigenen Meinung zu (»Hass ist keine Meinung«). In der richtigen Kirche sollte man nie bezweifeln, dass es Gott gibt; in der politischen Religion steht es außerhalb akzeptabler Debatte, dass z.B. »Toleranz« und »Willkommenskultur« die Lösung für alle kulturellen Zwistigkeiten sind.

ASB – ein Stück weit Opfer

Der Westen gleitet stellenweise in Richtung einer Postdemokratie, wo zwar pro-forma Wahlen durchgeführt werden, doch das Ergebnis via Propaganda quasi von vornherein feststeht – gleichzeitig wehren sich Bürger dagegen, ihre Rechte und Grenzen ganz so schnell aufzugeben. Das Ergebnis ist trotz aller Propaganda dann doch manchmal anders als geplant und erwartet, und das macht manche Eliten rasend wütend. Michael Moore nannte die Wahl Trumps »The Biggest Fuck You in Human History« – es war nicht falsch.

Ich sehe hier den ASB als Opfer, nicht als Schuldigen (auch wenn sie es sind, die aus demokratischer Sicht meines Erachtens einen groben Fehler machen). Die ehrenamtlichen wie auch die bezahlten Mitarbeiter des ASB sind alles andere als durchgehend Anti-Demokraten! Es sind ehrliche Menschen, die tatsächlich Gutes tun wollen, so wie sie es verstehen. Und: Ich habe Zweifel, ob jeder einzelne von ihnen hinter der Entscheidung ihrer Chefetage steht. Nach der Parteinahme ihrer Geschäftsführung hat eine Reihe von ASB-Spendern angekündigt, ihre Spenden einzustellen und ggf. aus dem Verein auszutreten (es wird im Promillebereich bleiben); offensichtlich war es bislang also keinesfalls ein Widerspruch, den Schutz deutscher Grenzen zu fordern und Menschen bei Unfällen helfen zu wollen.

Entgegen der täglichen Dämonisierung durch staatsnahe Medien sind nicht alle AfD-ler dämonische Rechtsradikale – die meisten sind einfach nur Bürger, die es satt haben, dass eine verrückte, zutiefst ungerechte Politik weiter das Land beschädigt, und sie wählen aus Notwehr eben die Partei, die den größtmöglichen Abstand zur politischen Zerstörerin Angela Merkel hält – wenn es eine andere gäbe, die sich glaubwürdig (und nicht nur ein paar Wochen und Tage vor Wahlen) gegen Merkel stellt, würden sie eben die wählen.

So undemokratisch und menschlich kleingeistig die Entscheidung des ASB auch ist, so verständlich ist die Entscheidung zugleich. Nach mancher Einschätzung ist die bisherige Flüchtlingskrise nur der Anfang des Anfangs – ein Wohlfahrts-Geschäftsführer müsste mit dem Klammerbeutel gepudert sein, es sich jetzt mit der Regierung zu verscherzen (aus seiner Perspektive ist seine demokratisch fragwürdige Handlung richtig, egal wie er sie innerlich begründet – seine »wahre« Motivation spielt für die Folgen der Handlung nur bedingt und indirekt eine Rolle).

Wenn gewisse Postdemokraten und NGOs ihren Willen bekommen, wird bis zum Kollaps westlicher Staaten noch sehr, sehr viel Geld abzugreifen sein; das ist sicherlich nicht die Motivation der ASB-Chefetage, ob SPD-Mitglieder oder nicht, nein, ich glaube wirklich, dass sie glauben, was sie glauben, dass sie glauben – doch hinderlich ist die positive finanzielle Perspektive auch nicht. Wenn Politik zur Religion wird, dann werden Andersdenkende zu Ungläubigen und Ketzern.

Die Universalpolitisierung der Gesellschaft ist gefährlich und sie sollte uns Angst machen. Was kommt als Nächstes? Wenn wieder mal ein Antifa-Aktivist einen AfD-Politiker zusammenschlägt, und der ASB kommt mit dem Rettungswagen vorbei, wird man ihn dann verbluten lassen? Wenn man eine Gruppe von Menschen aufgrund ihrer politischen Ansichten de facto zu Menschen zweiter Klasse erklärt hat, zu »Unberührbaren« quasi, dann sind ab da gefährlich viele Grenzen gefährlich fließend.

Wahlempfehlung für Hessen

In Hessen wird am Wochenende gewählt. Die Hyperpolitisierung der Gesellschaft macht uns kaputt. Entgegen manchem Anschein bin ich im Herzen ein harmoniebedürftiger Mensch – deshalb verstehe ich Grünen-Wähler. Ja! Ich muss Ihnen gestehen, dass ich ganz persönlich unter dieser Spaltung der Gesellschaft leide. Merkel und Gutmenschen machen die Gesellschaft kaputt. Sie bringen Politik in Bereiche, wie die Erste Hilfe, die wahrlich nicht politisch sein sollten.

Egal, was Sie wählen, machen Sie bitte Ihr Kreuz weit entfernt von Merkel und den Grünen! – Dankeschön.

 

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